…unser “Waldeberch“

Unser schöner Waldenserort Waldensberg ist am Fuße des Vogelsberges auf der Hochebene „Spielberger Platte“ auf einer Höhe von 377m angesiedelt.
Das Dorf hat 420 Einwohner (Stand 2023).

Verkehrstechnisch liegt unsere Gemeinde gut erreichbar in der Nähe der Autobahn A66 zwischen Fulda und Frankfurt.

Die Siedlung wurde 1699 von 361 Waldensern gegründet. Wovon jedoch 28 Familien mit 204 Personen wegen Unzufriedenheit ins Württembergische abzogen. Blieben also noch 157 Personen in Waldensberg.

Die Waldenser flüchteten auf Grund ihres Protestantischen Glaubens aus ihrem Katholischen Heimatland. Wegen Verfolgung mussten sie ihre geliebte Heimat verlassen. Die Waldensberger stammen aus den Orten Usseaux, Mentoulles und Fenestrelles aus dem Chisone-Tal. Diese Orte gehörten damals noch zu Frankreich, jedoch durch Kriege sind die Grenzen mittlerweile verschoben und dieses piemontesische Gebiet zählt jetzt zu Italien.
Die Flüchtlinge bekamen von dem Grafen Ferdinand Maximilian zu Ysenburg-Wächtersbach Land zur Verfügung gestellt und somit siedelten sich die „Welschen“ hier an. Beruflich waren sie hauptsächlich Bauern, Strumpfweber und Wollkämmerer. Sie zogen vorrangig in die Wetterau um ihre Dienste anzubieten. Auf Grund dessen besteht die Aussage, dass die Waldensberger Aussprache einen Wetterauer Anklang hätte.
Nach der Ansiedlung sprach man in Waldensberg noch sehr lange französisch, bzw. den okzitanischen Dialekt “Patouà“. Die Dorfschule hatte nur französische Lehrkräfte. Ebenfalls wurden die Gottesdienste in französischer Sprache gehalten. Die deutsche Sprache führte man offiziell erst 1818 in Schule und Kirche ein. Noch heute gibt es für bestimmte Dinge abgewandelte französische Begriffe. Wie z.B. Bezeichnungen einiger Früchte. Die “Muren“ (franz. Mûres) sind die Brombeeren. Die “Majuse“ die Erdbeeren und die “Ambern“ die Himbeeren. Diese beiden letzen Begriffe sind vermutlich aus dem Dialekt der Waldenser entstanden.
Weiterhin belegen noch Bezeichnungen alter Flurstücke wie z.B. Atze-Mus, Brasäg, Därase und Glabier französischen Ursprung.
In der Nähe ihrer Siedlung Waldensberg nannten die Waldenser einen Hügel “Arnaudsberg“ (benannt nach Henri Arnaud – ein Oberst und Pfarrer der Waldenser) daraus wurde der Arnoldsberg (393m).

Aus der Gründerzeit erhalten haben sich die gegenwärtigen Familiennamen wie Joffroy, Piston, Salomon und Talmon.
Einwohner mit typischen französischen Nachnamen wie Bonnet, Guillaumon, Orcellet, Parandier, Vinson – sind in den letzen Jahren verstorben.

Waldensberg war bis 1971 eine eigenständige Gemeinde.
Der Ort wurde im Rahmen der kommunalen Gebietsreform eingemeindet und eine der 7 Stadtteile der Stadt Wächtersbach.

Die Einkaufsmöglichkeiten sind im Laufe der Jahre sehr geschrumpft. So musste die Bäckerei schließen. Ebenso auch die alt eingesessene Metzgerei. Genauso unsere geliebte „Frieda“ mit ihrem Gemischtwaren-Laden ist nicht mehr existent. Sowie vor längerer Zeit drei weitere Lebensmittel-Läden, der eine sogar mit dorfeigener Poststelle. Zur Nahversorgung der Hofladen des Waldenserhofes hat z.Zt. nur Samstags geöffnet. Mobile Verkaufswagen mit Backwaren, Metzgerei-Erzeugnissen und Obst- und Gemüse bereichern unseren Ort ein- bis zweimal die Woche.
Zur Einkehr befindet sich die Pizzeria Da Sandro im Dorfgemeinschaftshaus.

Eine Freiwillige Feuerwehr ist bis heute in Waldensberg ansässig, sie kämpft aber wie überall mit Neugewinnung aktiver Mitgliederinnen und Mitglieder.
Dazu gibt es noch 5 weitere aktive Vereine: Angelverein | Laienspiele | TSV Turn-Sport-Verein | Wanderfreunde | Waldenserverein.

Waldensberg hat eine Kirchliche (1993) wie auch Kommunale (2005) Partnerschaft mit der Waldensergemeinde Bobbio Pellice im Piemont in Italien. Der ansässige Waldenserverein hat sich hauptsächlich zur Aufgabe gemacht diese Beziehungen zu pflegen und zu erhalten.

Ansicht von Waldensberg aus Süd-West
Ortseinfahrt aus Richtung Leisenwald
Ortseinfahrt aus Richtung Wittgenborn
Der kürzlich restaurierte Dorfbrunnen wurde erst im Jahre 1895 zur eigenen örtlichen Wasserversorgung gebohrt.
Unser kleiner "Park" ...
... mit Wasserspiel
Der kleine Park - das ist der ehemalige Holzzimmerplatz auf dem nach dem 2. Weltkrieg das Holz für den Neuaufbau, der am 2. April 1945 total zerstörten Häuser, gezimmert wurde.
Der Dorfweiher - sehr idyllisch gelegen.
Auf unserem Friedhof stehen die ältesten noch erhaltenen Grabsteine der Waldenser in Deutschland (laut Waldenser Historiker Dr. Albert de Lange).
Ein Grabstein von 1744 mit französischer Inschrift.
Am Waldesrand, die Meubeweiher - hier der Inselweiher ...
... und der Eisvogelweiher.
Auf der Weide in Dorfnähe - die Nebelsberg Alpakas.

Gerald Bopp